Als das Flugzeug in Houston zwischenlandet, entschließt sich Walter Faber plötzlich, nicht weiterzufliegen und in Houston zu bleiben (S.10). Dort wird auch zum ersten Mal im Buch erwähnt, dass er an seinen alten Freund Joachim denkt, von dem bisher gar nichts erzählt wurde.
> S. 10: „Sein Gesicht (rosig und dicklich, wie Joachim nie gewesen ist) erinnerte mich doch an Joachim.“
Ab diesem Zeitpunkt gibt es immer wieder Stellen im Buch, in denen sich Faber an Personen oder Ereignisse in seinem Leben erinnert, die ihm sehr wichtig waren …
Während die Maschine nach der Zwischenlandung weiterfährt (und zwar mit Faber; er fährt dann ja doch weiter), träumt er von Ivy, seiner (Noch-) Freundin, und zwar, dass sie sich in einem Spielcasino in Las Vegas scheiden werden. Das heißt also soviel wie: Er denkt an Ivy und würde sich gerne von ihr scheiden lassen.
Außerdem erinnert er sich in dem selben Traum an einen gewissen „Professor O.“ aus seiner Zeit, in der er an die Technische Hochschule ging. Es wird aber nicht näher auf ihn eingegangen, außer, dass er in dem Traum sehr oft weint, sentimental ist und Faber ihn geschätzt hat, also kann man hier nicht wirklich viel von dieser Zeit oder dem Professor erfahren.
> S. 15: „Irgendwie kam auch Professor O. vor, mein geschätzter Lehrer an der Eidgenössichen Technischen Hochschule, aber vollkommen sentimental, er weinte immerfort“ […]
Als während des Fluges der linke Motor eine Panne hat und sie über die Stadt Tampico fliegen, kommt die Erinnerung an eine Fischvergiftung hoch, die er 1951 dort hatte und nie vergessen wird. Allerdings scheint diese Erinnerung für den Leser vorerst nicht weiter wichtig zu sein, jedenfalls wirkt es nicht so.
> S.17: „Ich kannt Tampico von früher, von einer Fischvergiftung, die ich nicht vergessen werde bis ans Ende meiner Tage.“
In der Zeit, in der sie in der Wüste festsitzen und Faber mit Herberth Schach spielt, stellt sich heraus, dass der Düsseldorfer der Bruder von seinem zwanzig Jahre lang nicht gesehenen Freund Joachim Hencke ist und so überfluten ihn mit einem Schlag viele Erinnerungen an seinen damals sehr guten Freund, z.B. dass sie auch oft (wie er und Herbert jetzt) Schach gespielt haben. Er ist erstaunt darüber, wie klein die Welt ist und wie schnell die Zeit doch vergeht.
> S. 25: “ ‚ Wie geht’s ihm denn?‘, fragte ich. ‚ Seit zwanzig Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört.‘ „
Er erfährt zudem noch, dass Joachim geheiratet hat
(S. 26: „Was ich erfuhr, war so das Übliche: Heirat, ein Kind, dann Krieg, Gefangenschaft, Heimkehr nach Düsseldorf und so fort, ich staunte, wie die Zeit vergeht, wie man älter wird.“),
aber auch, dass er nun geschieden ist. Und – das Wichtigste -, dass er Hanna Landsberg geheiratet hat, seine große Liebe, als er noch jung war. So denkt er viel über sie nach, z.B. ob sie noch lebt, wie alt sie heute ist und wie sie jetzt wohl aussehen mag. In der Nacht darauf träumt er sogar von ihr.
Später, als ein Helikopter kommt und Briefe entgegennimmt, schreibt er an Ivy und während er so über sie nachdenkt und überlegt, was er ihr schreiben soll, kommen bei ihm all die Erinnerungen hoch, was ihn an Ivy ärgert. Und zwar wirklich nur, was ihn ärgert (ausgenommen das ständige ‚Ivy war durchaus ein lieber Kerl, aber … ‚), z.B. ihre Wahl bei der Farbe ihres Wagens, dass sie sich immer noch nicht von ihrem Mann scheiden lassen hat und dass sie ihn unbedingt heiraten möchte, also Faber. Allerdings möchter er das auf keinen Fall und das versucht er ihr, in dem Brief zu verdeutlichen (s. Artikel „Liebe Ivy …“).
> S. 30: “ Dasss ich grunsätzlich nicht heirate, das hatte ich oft genug gesagt [… ] aber vielleicht brauchte Ivy es scharz auf weiß. „
Auf S. 32 will er noch mehr über Hanna erfahren und was sie in der Zeit gemacht hat und fragt deshalb Herberth über sie aus. Er ruft sich auch noch einmal in Erinnerung, warum er Hanna früher nicht geheiratet hat, das war nämlich aus finanziellen Problemen nicht möglich.
> S. 32: “ Hanna hat mir auch nie einen Vorwurf gemacht, dass es damals nicht zur Heirat kam. Ich war bereit dazu. Im Grunde war es Hanna selbst, die damals nicht heiraten wollte.“
Die Befragung geht auch auf der anschließenden Zugfahrt weiter, er erfährt, warum sie sich geschieden haben oder dass sie eine Tochter haben.
Nach den Tagen im Dorf packt Faber den Jeep, mit dem sie anschließend weiterreisen möchten, und denkt dabei an die Zeit, die er in jungen Jahren mit Hanna verbracht hat. Dass sie viel zu jung waren, um zu heiraten, sich aber trotzdem geliebt haben. Hier erfährt der Leser auch, woher Walter Faber den Namen „Homo faber“ (s. Seite „Homo faber?!“) hat, der ja auch der Titel ist: Er hatte Hanna in dieser Zeit immer eine Schwärmerin oder Kunstfee genannt, wohingegen sie ihn Homo faber genannt hat. Und er erinnert sich u.A. auch an den Moment, in dem er erfuhr, dass Hanna schwanger ist (s. Artikel „Walter, wir müssen reden“); das war zur selben Zeit, in der er ein gutes Jobangebot von Escher-Wyver aus Bagdad bekommt. Von dem Kind hat er bisher nichts mehr gehört und er macht sich dann so seine Gedanken, was aus Hanna und seiner Tochter passiert ist.
Aufgefallen ist mir, dass diese Einbrüche der Vergangenheit Walter selber sehr verändern. Auf einmal denkt er viel mehr über sein Leben nach und erst die Reise in die Vergangenheit weckt in Faber die Sehnsucht nach einer festen Bindung, die er vorher nicht hatte (s. Brief an Ivy: „Ich heirate grundsätzlich nicht“).
Zusammengefasst kann man also sagen, dass Walter Faber auf dieser Reise bisher viel über seine Vergangenheit nachgedacht hat, besonders über Hanna, für die er offenbar immer noch etwas empfindet und die Einbrüche ihn verändert haben.
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